Ö1-Sendereihe

Hermann Broch sprach über James Joyce in der Volkshochschule

Ab 11. Jänner 2021 um 06:55 Uhr – James Joyce. Gedanken für den Tag in Ö1.
 
In seinem „Ulysses“ schildert James Joyce, dessen Todestag sich am 13. Jänner 2021 zum 80. Mal jährt, einen Tag im Leben des Anzeigenverkäufers Leopold Bloom. Es ist ein Tag für die Freiheit des Denkens und Spottens. James Joyce ist nichts heilig, auch nicht die Religion, und damit hat er eine Wegmarke gesetzt.
Als Ire wurde er in einem von Jesuiten geführten College erzogen und wandte sich bereits mit 16 Jahren vom Katholizismus ab. An der Religion hat er sich abgearbeitet. Von manchen wurde und wird dies als Blasphemie gesehen. Doch gerade jene, die der Kirche nahestehen, können die Bezüge erkennen.
Die Frage bleibt, ob nicht gerade Distanzierung und Kritik besser sind als Gleichgültigkeit, überlegt in seinen „Gedanken für den Tag“ Robert Streibel, Direktor der VHS-Hietzing und Historiker mit dem Schwerpunkt Widerstand, Shoa und Exil.
 
Den „Ulysses“ zu würdigen und zu schätzen wusste sehr früh ein Österreicher - Hermann Broch.
Im Österreichischen Volkshochschularchiv liegt ein 1936 gedruckter Vortrag, den Hermann Broch 1932 in der „Volkshochschule ‚Volksheim‘ Ottakring“ zum 50. Geburtstag von Joyce gehalten hat. In diesem Vortrag stellte er auch Bezüge zur Relativitätstheorie her. Immerhin habe Joyce die Sprache zur Beschreibung der Welt so wichtig genommen wie die Welt selbst. Er schaffe damit ein Totalitätskunstwerk als Spiegel des Zeitgeistes und Ausgangspunkt ist ein „ich“. Die von Joyce geschaffene Kosmogonie ist ein Durchschnitt durch das Ich, durch ein Ich, das zugleich das Sum und das Cogito ist, der Logos und das Leben, so Hermann Broch.