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Ausstellung „Die Entdeckung des Elends“ im Wien Museum

Der gewaltige Urbanisierungsschub, die tristen Wohnverhältnisse und die Angst vor Cholera und sozialen Unruhen erzeugten gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein neuartiges Interesse an den "dunklen" und verborgenen Zonen der Großstädte; zunächst in London und Paris, später auch in New York, Wien und Berlin. Künstler und Schriftsteller, aber auch Stadtforscher und Sensationsreporter versuchten, oft getarnt in Armenkleidung, die Drastik des Elends in Sprache und Bild zu bannen. Ähnlich wie Entdeckungsreisende, die ferne Kontinente durchstreiften, drangen die „social explorer“ in die städtischen „Unterwelten“ vor.

Im Zentrum der Ausstellung steht die berühmte Reportage des Journalisten Emil Kläger, der 1904 gemeinsam mit dem Amateurfotografen Hermann Drawe die „Wiener Quartiere des Elends und Verbrechens“ erkundete. Ihre schockierenden Bilder von Obdachlosen, die im Kanalsystem hausten, präsentierten Kläger/Drawe in Lichtbildervorträgen, die vom Publikum gestürmt wurden. In der Ausstellung war die Original-Diaserie, die vom Österreichischen Volkshochschularchiv zur Verfügung gestellt wurde, erstmals wieder in Rekonstruktion zu sehen.

Schlaglichtartig wurden im internationalen Vergleich Beispiele von einflussreichen Sozialreportagen und künstlerischer Emphase gezeigt: Bedeutende Grafikzyklen von Käthe Kollwitz und Heinrich Zille, eine Dokumentation der Wohnverhältnisse in Berlin, aber auch Reportagen des jüdischen Elends in Wien von Bruno Frei oder der 1890 veröffentlichte Fotobericht über die sozialen „outcasts“ des New Yorker Polizeireporters Jacob A. Riis („How the Other Half Lives“).

(Quelle: Internetseite Wien Museum)

Ausstellung im Wien Museum:
„Ganz Unten - Die Entdeckung des Elends - Wien, Berlin, London, Paris, New York“
Sonntag, 14. Juni bis Sonntag, 28. Oktober 2007

Im Jahr 2011 Faksimile-Ausgabe des Buches
„Durch die Wiener Quartiere des Elends und Verbrechens.
Ein Wanderbuch aus dem Jenseits“ (Original 1908)
Fotografien von Hermann Drawe
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Ernst Grabovszki
Wien 2011
ISBN 978-3-902752-01-7