VHS-Arbeit in Österreich

VHS-Arbeit in Österreich

Eine Spurensuche in der Zweiten Republik

Die Volkshochschule ist die größte und traditionsreichste Einrichtung der Erwachsenenbildung in Österreich. Mit der 1991 erschienenen Studie wurde erstmals die Geschichte der äußerst vielfältigen Volkshochschularbeit in Österreich in umfassender Weise dargestellt. Die historische Analyse umfasst schwerpunktmäßig die Zeit der Zweiten Republik. Da die Entwicklung nach 1945 nur mit ihren vorangegangenen Brüchen, aber auch ihren Kontinuitäten verständlich ist, geht der Autor auch auf die Entstehungs- und Frühgeschichte der Wiener Volkshochschulen in der Habsburgermonarchie, auf die Blütezeit in den 1920er Jahren und die Zeit von Austrofaschismus und Nationalsozialismus ein.

Für die Entwicklung der Volkshochschulen nach 1945 ist besonders auffällig, dass diese – welche bis 1934 schwerpunktmäßig auf Wien konzentriert waren – bald zu einer gesamtösterreichischen Einrichtung wurden. Parallel dazu kam es zu Zentralisierungsbestrebungen, die in der Bildung von Volkshochschul-Landesverbänden ihren Niederschlag fanden. Mit dem Verband Österreichischer Volkshochschulen – deren Generalssekretär Wilhelm Filla von 1984 bis 2011 war – wurde 1950 ein eigener Dachverband geschaffen.

Die Entwicklung in den Bundesländern verlief äußerst unterschiedlich. Der Autor zeichnet dies anhand eines umfangreichen Quellenmaterials nach und geht darüber hinaus auf die Themen der Heimvolksschule in Österreich, der Geschichte des Bundesverbandes und der Durchführung von öffentlich geförderten Bildungsprojekten ein.

Wie ein roter Faden zieht sich die ungenügende öffentliche Förderung der Erwachsenenbildung durch das Buch, welche dazu führte, dass die Volkshochschularbeit – mit Ausnahme der größeren Städte – in hohem Maße von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern getragen wurde und wird.

Als nach wie vor zeitgemäß liest sich das abschließende Kapitel, in dem die allgemeinen Entwicklungstendenzen pointiert zusammengefasst werden und Filla unter anderem auf die – auch heute noch bestehende – weitgehende bildungspolitische Abstinenz der Volkshochschulen in Österreich sowie auf ihre spärliche theoretische und erfahrungswissenschaftliche Durchdringung und Fundierung hinweist.

Wilhelm Filla,
Volkshochschularbeit in Österreich – Zweite Republik.
Eine Spurensuche
(= Neue Erwachsenenbildung, Bd. 12)
Leykam-Verlag
Graz 1991
236 Seiten
ISBN 3-7011-7242-0