Wissenschaft für alle
Bevölkerungsnaher Wissenstransfer in der Wiener Moderne
Die Wiener Moderne war mit ihren Besonderheiten Voraussetzung für die vergleichsweise frühe Entstehung der Volkshochschulen am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Volkshochschulen entstanden „von unten“ aus der Gesellschaft heraus. In den Volkshochschulen wurden ab 1902, wieder „von unten“, auf Initiative von Lehrenden und Besucher/innen, sogenannte Fachgruppen eingerichtet. Diese waren ein spezifisches, auf Wissenschaftsvermittlung ausgerichtetes, demokratisches Bildungsmodell, das bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts bestand und je nach Volkshochschule – Volksheim Ottakring, Wiener Volksbildungsverein oder Urania Wien – sehr unterschiedlich ausgeprägt war.
Fachspezifisch reichte die Palette von Philosophie und Staatswissenschaften über Psychologie und Erziehungswesen, Literatur, Musik(wissenschaft) und Kunstgeschichte bis zu Naturgeschichte, Mathematik, Chemie und Physik. Ihren großen personellen Zustrom – allein im Volksheim zählten sie am Höhepunkt bis zu 2000 Mitglieder im Jahr – erzielten die halbautonomen Fachgruppen durch die systematische Verbindung von Wissenschaftsvermittlung, kulturellen Angeboten, Geselligkeit und gemeinschaftsbildenden Aktivitäten. Auf Seite der Lehrenden agierten namhafte Wissenschafter/innen.
Die vorliegende Arbeit befindet sich am Schnittpunkt von Sozial-, Bildungs-, Kultur- und Wissenschaftsgeschichte. Sie verbindet den Einsatz quantitativer Methoden mit theoretischen Analysen und einer empirischen Aufarbeitung des wichtigsten Bildungsmodells der bisherigen Volkshochschulgeschichte: den Fachgruppen.
Wilhelm Filla,
Wissenschaft für alle – ein Widerspruch?
Bevölkerungsnaher Wissenstransfer in der Wiener Moderne.
Ein historisches Volkshochschulmodell
(= Schriftenreihe des Verbandes Österreichischer Volkshochschulen, Bd. 11 – Edition Volkshochschule)
Studienverlag
Innsbruck-Wien-München 2001
887 Seiten
ISBN: 3-7065-1389-7