Nachkriegsdemokratisierung
Publizierte Dissertation von Archivdirektor Christian H. Stifter
"You cannot shoot an idea", meinte der Dekan der Columbia University bereits im Sommer 1939 und verwies damit eindringlich auf die Notwendigkeit einer Friedenssicherung durch Erziehung zur Demokratie. Bereits lange vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurden seitens zivilgesellschaftlicher Stellen in den USA Überlegungen für eine „geistige Abrüstung“ und gesellschaftliche Umorientierung der Achsenmächte angestellt. Neben der Demokratisierung des allgemeinen Bildungswesens sollten insbesondere auch die österreichischen Universitäten entnazifiziert und auf demokratischer Grundlage wiederaufgebaut werden.
Die Studie beschäftigt sich mit den US-amerikanischen Planungen für eine Nachkriegsdemokratisierung Österreichs und deren Umsetzung nach 1945. Dargestellt wird dies anhand von Fallbeispielen im Bereich des universitär-akademischen Wiederaufbaus 1945-1955.
Auf der Basis von umfangreichen Primärquellen stellt Christian H. Stifter die Veränderungen der US-Reorientierungspolitik von den Kriegsjahren bis zu den US-Propagandastrategien während des frühen Kalten Krieges detailliert dar und unterzieht diese einer kritischen Analyse.
Das ursprünglich geplante zivilgesellschaftliche Experiment einer „geistigen Abrüstung“ und gesellschaftlichen Umorientierung wurde jedoch selbst im Kernbereich der vollständigen Entnazifizierung nur sehr eingeschränkt wirksam: der universitär-akademische Wiederaufbau der Jahre 1945-1955 vollzog sich weitgehend in restaurativen Bahnen.
Christian H. Stifter,
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration. US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Neuorientierung österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Böhlau-Verlag
Wien – Köln – Weimar 2014
755 Seiten
ISBN: 978-3-205-79500-1