Ausstellung

Der Wiener Kreis. Exaktes Denken am Rande des Untergangs

Ausgehend von den philosophischen und erkenntnistheoretischen Grundannahmen Bertrand Russells und Ludwig Wittgensteins sowie den bahnbrechenden Erkenntnissen David Hilberts und Albert Einsteins gründeten im Jahr 1924 der Philosoph Moritz Schlick, der Mathematiker Hans Hahn und der sozialrevolutionäre Volksbildner Otto Neurath in Wien einen philosophischen Zirkel – den sogenannten „Wiener Kreis“.

In regelmäßig zwischen 1924 und 1936 stattfindenden Treffen entwickelte dieser interdisziplinäre Kreis aus Philosophen, Mathematikern, Natur- und Geisteswissenschaftern die heute noch relevanten Grundlagen für eine von der Mathematik getragene wissenschaftliche Weltanschauung.
Mit ihren um die Fragen nach wissenschaftlicher Erkenntnis, Gewissheit und Grenzen der Logik sowie der Anwendbarkeit mathematischen Denkens in den Geisteswissenschaften kreisenden philosophischen Diskursen strahlte der „Wiener Kreis“ schon bald weit über Wien – nach Prag, Berlin, Cambridge und nach Harvard – aus.

Über den 1928 gegründeten „Verein Ernst Mach“ begann der „Wiener Kreis“ auch öffentlich in Vorträgen und populärwissenschaftlichen Publikationen zu wirken. An den Wiener Volkshochschulen – insbesondere an der Volkshochschule Wien „Volksheim“ – fand die wissenschaftliche Weltauffassung des „Wiener Kreises“ dank Edgar Zilsel, Friedrich Waismann, und Viktor Kraft eine geistige Heimstatt. Siehe dazu die Kurse/Vorträge-Einträge, die über die Archiv-Bestandssuche recherchiert werden können.

Im Laufe der 1920er-Jahre wurde der logische Empirismus des „Wiener Kreises“ zum Feind- und Projektionsbild für antisemitisches und reaktionäres Gedankengut sowie für rechtsradikale Politik. Nach dem Februaraufstand 1934 wurde der „Verein Ernst Mach“ verboten und Otto Neurath musste ins Ausland flüchten. Mit dem Tod von Hans Hahn im Juli 1934 und der Ermordung von Moritz Schlick im Juni 1936 löste sich der „Wiener Kreis“ auf.

Im Rahmen der Feiern zum 650-Jahr-Jubiläum der Universität Wien werden die Ideen und Personen des „Wiener Kreises“ im Rahmen einer Ausstellung abermals einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert. Reproduktionen aus dem Österreichischen Volkshochschularchiv veranschaulichen die wissenschaftspopularisierende Dimension dieser bedeutendsten geistesgeschichtlichen Manifestation empirisch-antimetaphysischen Denkens im Österreich des 20. Jahrhunderts.

 
Ausstellung im Hauptgebäude der Universität Wien:

„Der Wiener Kreis – Exaktes Denken am Rand des Untergangs“

Mittwoch, 20. Mai 2015 bis Samstag, 31. Oktober 2015