Neuerscheinung

Buchcover

Prominente Tochter eines VHS-Direktors erinnert sich an ihre Kindheit

Chris Lohner, Schauspielerin, ORF-Moderatorin, Journalistin, Autorin und langjährige Stimme der Österreichischen Bundesbahnen, wurde 1943 in Wien als Christine Keprda geboren. Ihr Vater Franz Keprda (1915–2004), der bereits in den 1930er-Jahren im Wiener Volksbildungsverein tätig war, wurde 1947 Direktor der Volkshochschule Margareten (polycollege) in der Stöbergasse im 5. Wiener Gemeindebezirk.

Humorvoll und lebendig schildert Lohner ihre Erinnerungen an ihre Kindheit und Familie im kriegszerstörten und besetzten Wien der Nachkriegszeit. In einer Kindheit, die von aus heutiger Sicht schwer vorstellbaren materiellen Entbehrungen geprägt war, wuchs das Kind mit viel Wärme und Liebe heran. Lohners Vater, der ausgebildeter Bibliothekar war, vermittelte dem aufgeweckten, unternehmungslustigen und „ziemlich schlimmen Kind“ (so Lohner über sich selbst) die Freude und Lust am Lesen. Der Vater war es auch, der seine beiden Kinder mit einem häuslichen Kasperltheater begeisterte.

Am liebsten war die kleine Chris Lohner jedoch in der Volkshochschule des Vaters, wo das Kino eine besondere Faszination ausübte. Im Kammersaal der Volkshochschule, in dem in der Regel Vorträge gehalten wurden, spielte sie zum ersten Mal Theater. Lohner besuchte aber auch einige Kurse. So lernte sie in der Stöbergasse Töpfern, Nähen und auch etwas Französisch. Das war für sie besser als der Kindergarten. So wuchs ein „kleiner Freigeist“ heran: Man war arm, so wie die meisten in dieser Zeit, aber kulturell empfand man sich als reich.

Ihre erste Filmrolle hatte Chris Lohner bereits im Jahr 1952/53 als Elfe im Tonfilm Fließendes Leben. Dieser Film widmet sich dem Tierleben in den Fließgewässern und den Folgen der Verunreinigung. Der Film wurde vom Verband Wiener Volksbildung produziert und wird heute im Österreichischen Volkshochschularchiv aufbewahrt. 2015 übergab Lohner dem Archiv den volksbildnerischen Nachlass ihres Vaters, darunter Fotos und Schriften sowie Korrespondenz von Karl Jaspers, Peter Rosegger und Arthur Schnitzler mit dem Wiener Volksbildungsverein.


Chris Lohner,

Ich bin ein Kind der Stadt. Wienerin seit 1943 (mit einem Vorwort von Hugo Portisch)
Echomedia Buchverlag
Wien 2020
197 Seiten
ISBN: 978-3-903113-75-6